Der Tote im Zoo
Susanne Fletemeyer

Emons Verlag

Taschenbuch

ISBN 978-3-7408-1566-0

14,– € [D], SFr. 19,70 [CH], 14,40 € [A]
Skurril, charmant und voller Witz.

Ein toter Tierpfleger, eine bizarre Botschaft, ein verschwundenes Zwergschwein: Ihr erster Fall in der neuen Dienststelle führt Kommissarin Inga Haarmann in den Zoo. Kam das Opfer einer Befreiungsaktion radikaler Tieraktivisten in die Quere? Ist das ehemalige Zirkusschwein Daphne dabei ausgebüxt? Und dann sind da noch die rätselhaften Aufzeichnungen im Notizbuch des Toten. Nach und nach kommt Inga Geheimnissen auf die Spur, die bis nach Südfrankreich ins Périgord führen.
Susanne Fletemeyer

Susanne Fletemeyer

Susanne Fletemeyer, geboren 1967 in Bad-Pyrmont, erschafft sich mit dem Erfinden von Geschichten den perfekten Gegenpol zu ihrem Beruf als technische Redakteurin. Wenn sie nicht gerade Bedienungsanleitungen schreibt, erweckt sie leidenschaftlich gern skurrile Charaktere auf dem Papier zum Leben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Region Hannover.

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Susanne Fletemeyer

Wo schreibst du am liebsten?

In mein Notizbuch am Ort des Verbrechens ;-), ansonsten am Meer.

Welcher ist dein Lieblingskrimi?

Der Name der Rose von Umberto Eco.

Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?

Wie gemein … Das ist eine Fangfrage, ganz klar! Im Ernst: Es gibt da einen kleinen Kreis ganz lieber Kolleginnen, die ich alle sehr schätze. Und noch viele mehr. Für eine Person könnte mich aber nicht entscheiden.

Warum bist du im SYNDIKAT?

Weil die CRIMINALE endlich in Hannover stattfindet ;-) Und weil der Austausch mit anderen Schreibenden unendlich wertvoll und bereichernd sein kann.

Dein Lieblingswort?

Pampelmuse.

Dein Sehnsuchtsort?

Ronda in Andalusien.

Dein Lieblingsgetränk?

Cappuccino.

Wo findest du Ruhe?

Beim Yoga.

Wo Aufregung?

In Spannungsliteratur.

Deine persönlich meist gehasste Frage?

Wovon handelt dein Buch in einem Satz?



Rezension

»Irrsinnig komisch.«
NDR Podcast „Die Bücherwelt - mit Margarete von Schwarzkopf“, Folge 14.  Hier reinhören.

 https://www.listennotes.com/podcasts/die-b%C3%BCcherwelt-mit/die-b%C3%BCcherwelt-folge-14-D5xy-QzvV8E/

Leseprobe

Frankreich, Périgord, drei Jahre zuvor

Er schob beide Arme unter die Achseln des betäubten Bauern und hob ihn mit einem Ruck an. Gebückt schleifte er ihn rückwärts durch den schmalen Gang tiefer ins Innere der Höhle. Bertrands Beine hüpften wie Puppenglieder über den unebenen Felsboden, der allmählich abwärtsführte. Auf halber Strecke löste sich ein Schuh vom Fuß des Bewusstlosen und blieb liegen.

Am Eingang zur großen Kammer schienen die Wände zurückzuweichen und im Dunkeln zu verschwinden. Tropfsteine ragten von der Decke, der Schein seiner Stirnlampe verlor sich in der Düsternis. Er legte den schlaffen, schweren Körper auf dem Plateau am Rand der Höhle ab, wischte sich mit zitternden Händen den Schweiß aus den Augen. Bertrand kilometerweit auf seinen Schultern durch den Wald zu tragen, hatte seine Kräfte aufgezehrt.

Etwa zweieinhalb Meter unter der Felskante, an der er kniete, erfasste das Licht der Stirnlampe bleiche Knochen auf dem Höhlenboden. Das Skelett eines Hundes oder eines Fuchses vielleicht. In tieferen Lagen musste es Risse im Fels geben, aus denen ein Gas strömte, das schwerer als Luft war. Man konnte es weder sehen noch riechen, doch eine Kerze erlosch, sobald man sie mehr als einen Meter weit unter das Plateau absenkte. Tiere, die sich dort unten aufhielten, erstickten.

Vor Jahren hatte sein Freund die Höhle auf der Suche nach seinem Hund entdeckt. Indem er Hectors leisem Bellen gefolgt war, war er auf den engen, überwucherten Eingang gestoßen. Den Hund hatte er damals nur noch leblos bergen können.

Mit den Füßen schob er Bertrand Stück für Stück zum Rand des Plateaus. Gesteinsbrocken prasselten in die Tiefe. Das Glasauge des Bauern starrte ihn blicklos an, als wäre er längst tot, doch noch atmete er. Speichel rann ihm aus dem Mund, der zu einem grotesken Grinsen verzogen war. Genau so sah er aus, wenn er die tägliche Schnapsration intus hatte.

»Der Einäugige ist noch immer ein ganzer Mann«, prahlte er gern, wenn er als letzter Gast das »Le Coq Rouge« verließ und nach Hause torkelte.

Jeder im Dorf wusste, was Jeanne, seiner Frau, in diesem Zustand blühte. Abschaum war er, noch dazu so dumm, sich mit dem Boss anzulegen.

»Lasst den Bastard diskret verschwinden«, hatte der Boss schließlich gefordert, doch das war nur der letzte Anstoß gewesen. Den Plan, seine Sandkastenfreundin und heimliche Liebe von dem Tyrannen zu befreien, hatte sein Freund schon lange gefasst. Nur konnte er es nicht selbst tun, die Krankheit fraß ihn langsam auf, und so hatte er ihm versprechen müssen, die Sache für ihn zu erledigen.

Noch zögerte er, sein Werk zu vollenden. Dann spannte er entschlossen die Muskeln an und rollte den Körper über die Kante. Der dumpfe Aufprall hallte von den Wänden wider. Zehn Minuten, dann würde es mit Bertrand vorbei sein.