Der Kelch der Wiederkehr
Matthias Bieling

ratio-books

Taschenbuch

ISBN 978-3-9613-6115-1

16,90 € [D], 17,40 € [A]
Im Radio wird zur Abwechslung von Corona über die Vergabe des Nobelpreises an zwei Forscherinnen für die CRISPR/Cas Methode berichtet, mit deren Entwicklung sich das Genom von Lebewesen neu editieren lässt, als der Dortmunder Privatdetektiv Josef „Jupp“ Koslowski abends an einem von der Polizei abgesperrten Standort eines Malteserrettungswagens anhält. Schnell wird klar, dass der vermeintliche Selbstmord des Rettungswagenfahrers Mord war und zunächst deutet alles auf eine Drogengeschichte. Jupp beginnt aus Neugierde an Türen zu klopfen und Fragen zu stellen, aber je mehr Staub er aufwirbelt, desto unerklärlicher wird alles: Der Vorsitzende des ‚Vereins zur Erforschung des Erbes der Katharer‘ entpuppt sich als Nazi, ein Professor für Humangenetik nutzt seine Connections zu einem Oberstaatsanwalt mit dem Versuch, den Privatdetektiv kalt stellen zu lassen und ein Studentenführer verschweigt historische Forschungsergebnisse über die Templer. Libanesische Clanangehörige verfolgen Koslowski, ein Mitglied des Malteserordens lügt offensichtlich wegen eines historischen Trinkgefäßes und russische Geheimagenten fordern ihn unmissverständlich auf, alle Erkenntnisse in dem Fall an sie weiterzugeben. Das LKA schaltet sich ein, es gibt weitere Tote und zu all dem lassen noch die türkisblauen Augen der Witwe des Rettungswagenfahrers Koslowski nicht mehr los. Dann endlich fügen sich wahrgewordene Mythen, historische Fakten und Möglichkeiten der modernen Wissenschaft zu einem ungeheuren Plan zusammen …
Matthias Bieling

Matthias Bieling

Matthias Bieling wurde 1966 am südlichen Rand des Ruhrgebietes geboren. Nach Abitur, kaufmännischer Lehre und Studium der Wirtschafts-, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften begann er eine Karriere in der freien Wirtschaft, die ihn in Geschäftsführungspositionen in operativen Gesellschaften eines DAX-Konzernes, des großen Mittelstandes und als geschäftsführender Gesellschafter eines eigenen Unternehmens brachte.  

Zunächst als Hobby, dann ernsthaft begann er zu schreiben. Seine Jupp Koslowski Krimis sind wilde, vielschichtige Geschichten in einer wilden, vielschichtigen Welt.

www.juppkoslowsi.de

Matthias Bieling ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in Oldenburg.

 

 

 

Interview der SYNDIKATS-Redaktion mit dem Autor

Welches ist dein Lieblingskrimi?

Immer der, den ich gerade lese. Momentan verschlinge ich „Jener Sturm“ von James Ellroy. Stakkatosätze, die Kälte der Stadt brandet gegen die hitzige Gier und Bosheit der Handelnden.

Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?

Einen Lebenden herauszuheben, würde allen anderen nicht gerecht werden. Und wenn es kein Affront ist, Friedrich Glauser nicht zu nennen: Als deutschsprachiger Autor Jakob Arjouni. 

Dein Lieblingswort?

Verpfuscht, es ist so vielschichtig und sagt so schrecklich vieles über das Substantiv, zu dem es gehört.         

Dein Sehnsuchtsort?

Da denke ich an William Butler Yeats: Wirf einen kalten Blick auf das Leben, auf den Tod. Halt nicht an, Reiter! 

Dein Lieblingsgetränk?

Eversbusch Doppelwacholder, kommt aus meiner Geburtsstadt, unverändertes Rezept seit mehr als 200 Jahren.         

 Deine persönlich meist gehasste Frage?

An mich als Schriftsteller: Was wollen Sie dem Leser mit dem Buch sagen? Denn es gibt nur eine gute Antwort: Zunächst möchte ich mal unterhalten, und wenn beim Lesen ansonsten keine Botschaft rüberkommt, werfen Sie das Buch weg, es genügt offensichtlich nicht Ihren Ansprüchen.    

Leseprobe

Die Sonne reflektierte auf der matt-weißen Glasscheibe der Tür zu meinem Vorzimmer, auf der von außen in schönen, klaren, schwarzen Buchstaben stand ‚Josef Koslowski – Private Ermittlungen – schnell, sicher, seriös‘.

Ein paar Drinks hatten mir durch die Nacht geholfen, sodass sie nicht zu lang geworden war. Da ich den Morgen genauso gut hier verbringen konnte wie überall sonst, war es mir nicht schwergefallen, mir ein paar Routineaufgaben und Papierkram als leichten Zeitvertreib vorzustellen. Aber alles, was man sich leicht vorstellt, wird dann immer ganz anders.

„Wieso möchten Sie mich wegen des Verkehrsunfalls des Malteser-Rettungswagens gestern auf der Ausfallstraße sprechen?“, fragte ich den Besucher, der problemlos den Weg durch das leere Vorzimmer gefunden hatte. Das Vorzimmer war aus Kostengründen derzeit nicht besetzt, wobei derzeit schon länger andauerte.

Der Mann vor mir hatte eine entzündete Gesichtshaut und trug einen elegant geschnittenen, blauen Anzug zu seinen herbstblattblonden Haaren. Diese waren sogfältig gescheitelt und verliehen ihm ein nervöses Aussehen. Er war unmittelbar nach mir gekommen, ohne Maske und den Mantel über dem Arm und es war mir nicht recht, dass er offensichtlich draußen auf mich gewartet hatte. Er war etwa einsachtzig groß, etwa 45 Jahre alt und sportlich-schlank, begann aber verweichlicht auszusehen.

„Der Ruhr-Morgen berichtet ja immer zuverlässig, aber Sie waren ja dort, wie ich verstehe. Natürlich sind die Zeilen beschränkt und nicht alles ist ja auch für das breite Publikum interessant, nicht wahr?“, antwortete er auf meine Frage nach dem Grund seines Hierseins.

Die Tonlage seiner Stimme war überraschend hoch. Er war bemüht, sich einen unbeteiligten Ausdruck zu verleihen, was erstens unglaubwürdig war, weil er extra gekommen war und zweitens unlogisch, denn ein versehentlicher Tod durch Überdosis bot keinen Grund für einen Besuch eines Unbeteiligten in meinem Büro. Es war so unlogisch wie eine Mücke, die nachts lieber schlafen wollte und so unglaubwürdig wie ihre vorgegebene Appetitlosigkeit, wenn sie diabolisch um das Ohr surrte.

„Wie ich verstanden habe, waren Sie ja dort, Herr Koslowski?“, fragte er erneut und ließ seinen Blick durch mein Büro schweifen.

Ich legte Wert auf einen professionellen Eindruck meines Büros und so hatte ich hinter meinem Schreibtisch, der immer bis auf den Flatscreen, die Tastatur, die Maus und das Telefon leer war, ein streng abstraktes Bild im Stil irgendwo zwischen Mondrians Kompositionen und Malewitschs Suprematismen gehängt. An der Seitenwand rechts von mir war eine durchgängige Aktenschrankwand mit Schiebetüren. Die meisten Schranktüren waren geschlossen, aber einige ließen einen Spalt, durch den man unterschiedlich farbig beklebte Aktenrücken sehen konnte.

Ich lehnte mich in meinem Bürosessel zurück und erwiderte: „Ich bin zufällig vorbeigekommen. Woher wissen Sie, dass ich dort war?“

„Oh, wir haben das aus dem Zeitungsartikel entnommen. Wir haben zufällig über diesen Artikel von dem Unfall erfahren“, sagte er, rückte auf dem Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch nach hinten und blickte zu seiner Rechten harmlos aus dem Fenster.

Termine

Wann Was Wo
16. Mai 24
20:30 Uhr
Die langen Nächte der Verbrechen - Hardboiled Detective
Wenn die Schüfflerin bzw. der Schnüffler harte Bretter bohrt.
Kulturzentrum Pavillon - Bühne 1
30161 Hannover