Angst in der Fächerstadt
Helen Kampen

Gmeiner-Verlag

Taschenbuch

ISBN 978-3-8392-2202-7
2019. Auflage

12,– € [D], SFr. 17,90 [CH], 12,40 € [A]

Eine unbekannte Leiche im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien, islamistische Bombendrohungen auf den Verpackungen einzelner Bio-Eiweiß-Produkte und eine Erpresserforderung, bei der es um Waffenlieferungen geht, stellen den Burn-Out-geplagten Kriminalhauptkommissar Georg König vor ein Rätsel. Indes ist seine Frau, Journalistin Amadea König, davon überzeugt, dass zu viel Eiweiß für den Tod ihres Nachbarn verantwortlich ist. Als sie einen Lebensmittelskandal aufdeckt, wird Amadea selbst zur Zielscheibe …

Helen Kampen

Helen Kampen

Helen Kampen, Jahrgang 1982, arbeitet seit ihrem Marketingstudium in der Lebensmittelbranche. Als Gegenpol zu plakativen Werbetexten beschäftigt sie sich seit einigen Jahren mit der Welt des Bösen. Sie schreibt am liebsten am Meer – entweder auf Norderney oder auf den Seychellen.

Angst in der Fächerstadt ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 03. Juni 2019.

Rezensionen

(...) In Kampens Kriminalroman heißt Baumgärtel Felix Blumenthor, wohnt statt in Köln auf dem Durlacher Geigersberg und ist einer der Tatverdächtigen. Neben den nur langsam vorankommenden Ermittlungen darüber, wer dem Mannheimer Unternehmer ein Messer ins Herz gestoßen haben könnte, hat die in Ettlingen lebende Autorin noch einen zweiten Handlungsstrang eingeflochten. Hier kommt Helen Kampens ursprüngliche Berufspraxis zum Tragen. Die Autorin hat nach Angaben ihres Verlags langjährige Erfahrung in der Lebensmittel- branche. Die lässt sie nun ausführlich in ihren Roman einfließen. (...)

Badische Neueste Nachrichten, 13.03.2019

(...) Das findet Kampen nicht nur albern, sondern auch unverantwortlich. Überhaupt möchte sie etwas bewegen mit ihren Krimis bei den Themen Nachhaltigkeit und Recycling und die oft fehlende soziale Verantwortung von Lebensmittelherstellern anprangern. (...)

Badische Neueste Nachrichten, 23.03.2019


(...) PZ: Sie schreiben also fiktive Kriminalromane mit wahrheitsgemäßen und alltäglichen Themen?
HK: Genau. Meine Geschichten sollen immer gewisse Denkanstöße sein. Im aktuellen Buch Angst in der Fächerstadt ist der ausschlaggebende Aspekt die fehlende soziale Verantwortung von Lebensmittelherstellern. Da gab es zum Beispiel Bio-Eiweiß, das in Plastikflaschen verpackt ist. Ich habe das so in einem Drogeriemarkt entdeckt und gedacht, dass das doch nicht wahr sein kann. Man kann doch nicht Menschen so in eine Ecke drängen, dass sie zu bequem werden, ein Ei zu trennen. Das ist doch absurd. (...)

Pforzheimer Zeitung, 26.04.2019

Leseprobe:

Die Angst lauerte an jeder Ecke wie ein unsichtbarer Geist und wartete darauf, ihr Unwesen zu treiben. Sich jedem unwillkürlich zu bemächtigen. Sich auszubreiten und festzusetzen wie ein gefährliches Virus. Sie steigerte sich bis ins Unermessliche und machte vor nieman- dem halt. Schichtarbeiter fürchteten sich genauso wie Ärzte, Studenten auf die gleiche Art wie Rentner, Männer ebenso wie Frauen. Sie war so stark, dass sie ohne Weiteres Sehnsüchte besiegen konnte und erst mit dem Tod endete.

Früher diente natürliche Angst als Schutzmechanismus. Menschen hätten ohne sie kaum überleben können. Aber galt das auch für heute? Im Hier und Jetzt? Nein. Oder vielleicht doch? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass die Menschen um mich herum Getriebene waren.

Getriebene einer Zeit, die das Streben nach dem Maximum verlangte und der man sich trotz starkem Selbst- bewusstsein nur schwer entziehen konnte? Einer Zeit, in der Scheitern noch immer mit gesellschaftlicher Demü- tigung gleichgesetzt wurde? Ich mochte nicht glauben, dass das normal war.
Aber was waren die Gründe für diese allgegenwärtige Angst, die das Leben in sämtlichen Bereichen lähmte und uns zu irrationalen Handlungen verleitete?

Gründete die Angst möglicherweise in dem Umstand, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderdriftete und die Menschen in Konsequenz zu Handlungen bewegte, die bis vor einiger Zeit unvorstellbar waren? Weil sie die Wohlstandsgesellschaft in Gefahr sahen oder weil sie allein urteilen wollten? Selbst richten und nicht ihr Leben dem Schicksal, der Arbeitslosigkeit oder irgendeinem Spinner in die Hand geben wollten? Oder hatten die Probleme ihren Ursprung etwa in der Flüchtlingsproblematik, in der es für viele ums bloße Existieren ging? Ein Thema, das Menschen eigennützig missbrauchten, um einen gesellschaftlichen Disput zu provozieren. Und das zu Aktionen führte, die wir vor Jahrzehnten noch schamvoll betrachteten, und uns frag- ten, wie etwas Derartiges jemals hatte passieren können.

Ich wusste es nicht, fragte mich aber seit geraumer Zeit, wo denn die Selbstachtung geblieben war, mit der die Menschen in der Vergangenheit Großes bewegt hatten. Die Selbstverständlichkeit anderen zu helfen, wenn sie es nötig hatten. Der mit winzigen Fühlern ausgestattete Optimismus.

Wie dem auch sei. Die Angst war in Deutschland zu einem omnipräsenten Thema geworden. Sie war unbesiegbar. Einmal im Kopf, konnte man sie nicht mehr verbannen wie ein lästig gewordenes Haustier.

Auch ich hatte Angst. Nicht die Angst, zum Opfer zu werden. In meinem Fall war es eine andere Angst. So hatte ich getan, was getan werden musste. Etwas Unverzeihliches. Unwiderrufliches. Ich hatte einen Menschen getötet. Aber ich würde die Angst besiegen. Auf meine Art.