News
Vorstellung der GLAUSER-Nominierten 2025: Kategorie Kurzkrimi: Su Turhan
Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.
Su Turhan (Foto © Regina Recht)
Rot wie Blut
In: Myrrhe, Mord und Marzipan. (Droemer-Knaur)
Ein Polizist versieht als Schülerlotse am Münchner Nockherberg seinen Dienst. Er, der selbst durch einen Unfall ein Bein verloren hat, kümmert sich um die ihm anvertrauten Kinder, gerne lassen sie ihn an ihrem Alltag teilhaben. Eines Morgens ist er einen Moment unaufmerksam: Eine Blutlache bildet sich dort auf dem Asphalt, wo er hätte aufpassen sollen. Er zieht die Warnweste aus und fasst einen einsamen Entschluss.
Su Turhan hat eine die Grenze des Genres Kriminalliteratur ausreizende Weihnachtsgeschichte über Schicksalsschläge und den Umgang mit ihnen geschrieben, sensibel behandelt er die Themen Trauer, Mord und Selbstmord. Obwohl wir nicht einmal seinen Vornamen kennen, sind wir als Lesende ganz nah dran an dem empathischen Protagonisten, leiden und hoffen mit ihm. „Rot wie Blut“ benötigt keinen Antagonisten, um Spannung zu erzeugen. Sie überzeugt mit lebensechten Dialogen, Warmherzigkeit – und einer überraschenden Auflösung, die uns zufrieden auf das Gelesene zurückschauen lässt.
Vorstellung der GLAUSER-Nominierten 2025: Kategorie Jugendkrimi: Ursula Poznanski
Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.


Scandor (Loewe)
(Foto © Gaby Gerster)
Wie oft am Tag lügen Sie? Nicht oft? Dann und wann? Sehr selten? Ein paar Tage bei der Wahrheit zu bleiben kann doch eigentlich nicht so schwer sein, oder? Doch, was ist mit all den kleinen Lügen aus Bequemlichkeit, Freundlichkeit oder Rücksicht? Was wäre, wenn ein unscheinbarer Lügendetektor auch nur jede kleinste Unwahrheit unbarmherzig ans Licht zerren würde? Es ist eine Challenge der besonderen Art, auf die sich Tessa und Philipp einlassen. Einhundert Personen werden mit dem Lügendetektor Scandor ausgestattet. Die Wahrheit kann unendlich reich machen, jede noch so kleine Lüge hingegen lässt ihre schlimmsten Ängste wahr werden. Am Ende kann nur einer gewinnen und längst nicht alle spielen fair …
Ursula Poznanski ist mit Scandor eine unglaublich spannende Geschichte über Wahrheit, Lüge und Intrigen gelungen, deren Sog man sich nicht entziehen kann und die zum Nachdenken anregt, ob jede noch so kleine Notlüge im Alltag wirklich gerechtfertigt ist.
Vorstellung der GLAUSER-Nominierten 2025: Kategorie Debütroman: Susanne Tägder
Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.


Susanne Tägder
Das Schweigen des Wassers (Klett-Cotta)
Foto © Maximilian Gödecke Photography
Kommissar Groth kehrt nach der Wende an den Ort seiner Kindheit zurück. Bei den Ermittlungen um einen Toten im See stößt er auf eine Mauer des Schweigens.
Susanne Tägder überzeugt in ihrem Debütroman „Das Schweigen des Wassers“ durch brillantes sprachliches Geschick und einen ausgefeilten Erzählstil. Es gelingt ihr meisterhaft die wahre Bedeutung der Geschichte zwischen den Zeilen entstehen zu lassen.
Die Autorin schafft authentische Charaktere mit durch die Teilung Deutschlands gebrochenen Biografien. Einfühlsam und spannungsgeladen schildert sie das allgegenwärtige Misstrauen in einer ostdeutschen Kleinstadt nach der Wende.
Tägders Figuren sind darauf bedacht, Distanz zu wahren – sowohl den Lesenden gegenüber als auch Kriminalkommissar Groth, der nach der Wende an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt. Diese Distanz macht Tägder mit subtilen Mitteln spürbar – und schafft gleichzeitig die behutsame Annährung.
Ein spannungsgeladener Roman, der auch nach dem Zuklappen des Buches noch lange nachhallt.
Vorstellung der GLAUSER-Nominierten 2025: Kategorie Kinderkrimi: Alice Pantermüller
Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.


Alice Pantermüller
Die außergewöhnlichen Fälle der Florentine Blix – Die Rache des Seesterns (Arena)
(Foto © privat)
Eine alte Frau, ein Stolperdraht und zwei gebrochene Handgelenke. Ganz klar ein Fall für Florentine Blix, 13 Jahre und eine Ermittlerin der besonderen Art. Zusammen mit ihren beiden Freunden Bo und Maja nehmen sie Ermittlungen auf und erkennen rasch, dass sie einer mysteriösen Verbrechensserie auf der Spur sind. Doch welches Geheimnis bergen die vertrockneten Seesterne, die an den Tatorten zurückgelassen werden? Gibt es etwa einen Zusammenhang mit einem Fall aus der Vergangenheit?
Alice Pantermüller gelingt es meisterhaft ein brandaktuelles Thema in einen spannenden und witzigen Kinderkrimi zu verpacken. Die besonderen Eigenheiten ihrer jungen Ermittlerin Florentine Blix erlauben der Leserschaft darüber hinaus auf liebevolle Weise ein tiefliegendes Verständnis für Menschen mit Autismus. Zusammen mit der abwechslungsreichen, fantasievollen Gestaltung ein unvergleichliches Lesevergnügen für Jung und Alt.
Real Cases und Witziges. Heute: Folge 20
REAL CASES - spannend, kurios, lustig und manchmal unglaublich, aber wahr!
Der (fiktive?) Polizist Andreas Müller erinnert sich in unserer „real-cases-Serie“ an seine polizeiliche Dienstzeit. Er blickt zurück auf „Streifengänge“ als Schutzpolizist und spektakuläre Ermittlungen bei der Kripo, aber auch auf „private“ Ereignisse im Beruf, die ihm sehr viel Spaß bereitet haben. Da Müller als NÖEB (nicht öffentlich ermittelnder Beamter) später bei verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu eingesetzt war, möchte er seine wahre Identität verbergen. Er bietet uns jedoch einen „unverblümten“ Blick hinter die Kulissen des Polizeialltags in jener Zeit „als die Polizei noch Käfer fuhr“. Müller (Gitarrist der ehemaligen Syndikatsband deren Name ja auch „Streng geheim“ war) möchte aus Angst vor Repressalien und drohenden Dienstordnungsverfahren (Verstoß gegen die „Ormetà“ und „Beschmutzung des Berufsstandes“) weiterhin „unter dem Asphalt leben“. Müller denkt an kuriose Begegnungen, außergewöhnliche Ermittlungsmethoden und effektive Überwachungsstrategien und an Menschen, die der Polizei nicht immer freundlich begegnet sind. Er ist „der festen Überzeugung“ (so reden Politiker auch immer) er sei stets „Freund und Helfer“ für Menschen in Notsituationen gewesen.

Ein Käfig voller Narren und im „Bullenkloster“ tobt der Saal
In der Wochenendausgabe der RZ hatte unser Protagonist Andreas Müller zahlreiche Berichte über „Kappensitzungen“ in der Region gelesen. Mit jedem Artikel tauchen mehr Erinnerungen an „seine närrische Zeit“ auf, besonders an Schwerdonnerstagssitzungen des CCPP (Carnevals-Club-Polizei-Präsidium) in der Kantine des Polizeipräsidiums. Bereits Wochen vorher planten karnevalsbegeisterte „Mitarbeitende“ dieses jährliche Ereignis und opferten viele Arbeitsstunden (nicht nur zu dienstlich „ungünstigen Zeiten“). Böse Zungen behaupteten „arbeitsmäßig zurückhaltende“ Beamte würden bis dato nicht gekannte Aktivitäten entwickeln und sich besonders stark engagieren. Ein beliebtes Wortspiel zu jener Zeit war jedoch „Böse Münder behaupten…“, denn der Leiter der Schutzpolizei hieß Boese und der Familienname seines Stellvertreters war Münder.
Viele Butze stiegen in die „Bütt“ und berichteten in humorvollen Reden und Musikbeiträgen über lustige Ereignisse des vergangenen Jahres. Aber was wären närrische Tage ohne Frauen? Bei der Schutzpolizei waren zwar noch keine Polizeivollzugsbeamtinnen aber viele weibliche Polizeiverwaltungsangestellte (wäre „Angestelltinnen“ die korrektere Bezeichnung?) die Schautänze einstudierten und fantasievolle Kostüme für ihren Auftritt nähten (manchmal auch während der Dienstzeit in der „Kleiderkammer“. Nachdem die Kolleginnen wiederholt den Wunsch geäußert hatten, sie würden sich über ein Männerballett bei der Schwerdonnerstagssitzung freuen wagten wir auch den Sprung auf die närrische Bühne, nachdem die Damen uns „gewagte“ Kostüme geschneidert hatten. Müller kann sich noch an die weiblichen Zurufe „Ausziehen! Ausziehen!“ erinnern. Dieses Verhalten würde heute einen „Aufschrei“ auslösen, denn Frauen und Männer sind doch „gleich“, oder?
Prinz und Gefolge wurden in der närrischen Jahreszeit w von zwei Kradfahrern der Polizei begleitet (auf dem Foto bei der Erstürmung des III. Korps). Auch der Besuch der Schwerdonnerstagsitzung im Präsidium gehörte zum „Pflichtprogramm“ für Karnevalsprinzen, die keinen Respekt vor der Staatsmacht kannten, Polizeipräsident Helmut Wintrich fesselten und die Hausherrschaft übernahmen.
Nach dem Ende der Sitzung „versackte ein harter Kern“ in der Sektbar im Nebenraum der Kantine bis in die frühen Morgenstunden und Freitag war ein „gemeinsames Reinemachen“ angesagt.
Mit dem Dienstantritt des neuen Präsidenten endete zunächst die Großzügigkeit des alten „Hausherrn“ aber Narren können hartnäckig sein. Nach einer kurzen „Durststrecke“ gründeten jüngere Kolleginnen und Kollegen den „gemeinnützigen“ FCCP (Fastnacht-Club-Polizei-Präsidium), sodass das Zelebrieren des rheinischen Brauchtums zur Freude der Belegschaft wieder stattfinden konnte.
FCCP, Präsident und Butze, ein dreifach donnerndes Kowelenz olau! Kowelenz olau! Kowelenz olau!


Karneval 1975, Foto: Jansen
Jörg Schmitt-Kilian (ehem. Drogenfahnder und KHK a.D.) hat zahlreiche Bücher (u.a. einen SPIEGEL-Bestseller, mit Uwe Ochsenknecht verfilmt) und Themenhefte zur Früherkennung und Bewältigung von Krisensituationen (Drogen, Gewalt, school-shootings) mit einer Gesamtauflage von mehr als einer halben Million Exemplare geschrieben. Im September ist ENTFÜHRT der vierte Krimi seiner Serie „Neben der Spur“ erschienen.
Vorstellung der GLAUSER-Nominierten 2025: Kategorie Roman: Henri Faber
Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.
Gestehe (dtv)
Foto © Gunter Gluecklich
Vorzeigeermittler. Bestsellerautor. Liebling der Wiener Gesellschaft. Seit einem traumatisch verlaufenen Einsatz ist Chefinspektor Johann Winkler alias „Inspektor Jacket“ ein nationaler Held, aber seine großspurige Fassade bekommt bald gehörige Risse. Gemeinsam mit dem um Anerkennung ringenden Kollegen Mohammad Mo Moghaddam wird er zum Tatort eines grausamen Mordes gerufen. Alles daran kommt Jacket bekannt vor – von der Methode bis zur blutigen Botschaft auf dem Opfer: „Gestehe“. Alles genauso wie in seinem zweiten, noch unveröffentlichten Romanmanuskript.
Während Mo unter Druck steht, sich als Ermittler zu beweisen, will Jacket immer verzweifelter seine Geheimnisse vor seinem Partner verbergen. Aber die Mordserie hat gerade erst begonnen.
Gestehe ist ein geradezu perfekter Thriller und begeistert mit einer originellen Idee und einem ungleichen, aber überzeugenden Ermittlerduo. Rasant und doppelbödig, sozialkritisch und mit viel Wiener Schmäh.
Vorstellung der GLAUSER-Nominierten 2025: Kategorie Kurzkrimi: Rita Janaczek
Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.

Rita Janaczek (Foto © Studio Almishots)
7 Minuten vor Mitternacht. (Machandel)
In der Familie ihrer besten Freundin läuft alles beneidenswert normal, die darf sich austoben – Selina hingegen nicht. Selina gibt auf ihren kleinen Bruder acht, Selina hilft ihre Mutter, Selina hilft allen, die Hilfe benötigen. Das sich um andere Kümmern hilft ihr nämlich ungemein zu vergessen, wie normal einst auch ihr Leben gewesen ist - bevor ihr Vater Selbstmord verübt hat. Bevor Mamas neuer Freund eingezogen ist und mit ihm Gewalt. Selina versucht, ihrer Mutter beizustehen, aber sie scheitert. Trotzdem ist sie wild entschlossen ihre Familie zu retten.
In ihrer dialogreichen Geschichte zeichnet Rita Janaczek das zerbrechliche Wesen einer Jugendlichen nach, die durch die Tragik ihrer Familiengeschichte viel zu früh erwachsen werden musste. Allmählich das Spannungspotenzial steigernd, lässt die Autorin uns Selinas Ausweglosigkeit szenenstark aufgebaut nachspüren, bis wir gedanklich mit Selina gemeinsam hinter der Tür zum Kinderzimmer stehen und uns entscheiden müssen: Jetzt oder nie.
Bundesverdienstkreuz für Ingrid Noll
Ingrid Noll, Grande Dame des deutschsprachigen Krimis und SYNDIKATS-Mitglied, wurde gestern mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Die Auszeichnung verleiht der Bundespräsidenten für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen. Sie würdigt ein hervorragendes Engagement, das für das Gemeinwesen eine besondere Bedeutung hat. „Deutschlands Krimifans kennen Ingrid Noll natürlich vor allem als Autorin packender Romane. Hier in der Region Weinheim aber steht ihr Name auch für vorbildliches bürgerschaftliches Engagement. Ihr Einsatz für die Stadtgesellschaft von Weinheim und für die gesamte Region ist wirklich bewundernswert. Bei Kindern Freude am Lesen zu wecken und Umgang mit Sprache zu fördern, ist ihr ein besonderes Anliegen. Vielen Dank dafür! ”, so Baden-Württembergs Kunstministerin Petra Olschowski bei der Feier im Bürgersaal des Alten Rathauses am Marktplatz in Weinheim. Wir gratulieren ganz herzlich!

(v.l.n.r): Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, die Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Ingrid Noll, Ministerin Petra Olschowski, Claudia Schmid – die Glückwünsche des SYNDIKATS überbrachte und MdB Alexander Föhr.
Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

