Polizei Alltag Schmitt Kilian 03„ALTE SCHACHTELN“ WERDEN ZU „FLOTTEN LOTTECHEN“

Hamburger Seniorinnen bedanken sich bei jungen Polizisten für „rheinische Fröhlichkeit“

Unser Protagonist Andreas Müller findet in seiner Schatz-Schatulle den Brief einer Hamburger Seniorin, den diese eine Woche nach dem Rosenmontagszug an das 1. Polizeirevier auf der Münz gesandt hatte. Müller hatte sich das Dankschreiben seinerzeit kopiert und erinnert sich an seinen außergewöhnlichen Einsatz als junger Polizist mit Kollegen seiner Schicht. 

Das Original war von der Dienststellenleitung „gelocht“ und in dem „geheimen“ Aktenordner „Besondere Vorkommnisse in der B-Schicht“ (und das waren nicht wenige…) abgeheftet worden. Offiziell gab es derartige Ordner ebenso wenig wie die schwarzen Listen in denen die Anzahl der (damals noch von den Beamten direkt vor Ort gegen eine Quittung einkassierten) Verwarnungsgelder aufgelistet wurden. 

Diese „Bestseller-Liste“ (Einnahmen für den Staatssäckel) war für eine Beförderung von entscheidender Bedeutung sein, obwohl dies von der Polizeiführung stets bestritten wurde. 

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Aber zurück zu dem Brief der Hamburger Seniorin. Der Dienststellenleiter hatte den „An die attraktivsten Polizisten der B-Schicht“ adressierten Brief geöffnet (das Briefgeheimnis verletzt?). Er konnte jedoch die Begeisterung der älteren Dame nicht teilen. Sie bedankte sich nämlich - auch im Namen des Seniorinnenkreises „Alte Schachteln“ – nicht für eine polizeilich ordnungsgemäß durchgeführte Maßnahme, sondern für „erotische“ Tanzeinlagen junger Polizisten am Rosenmontag in einem Café mit roten Laternen. Sie hatte zum Beweis für die Aktivitäten der jungen Beamten einige Fotos beigefügt. Die Fotos zeigten einige aus der Schicht bei einem außergewöhnlichen Einsatz. Die ältere Dame bedankte sich wörtlich „…für das Table-Dancing in halber Uniform und das hautnahe Erleben einer besonderen Art der rheinischen Fröhlichkeit...“. 

Was war geschehen? Nachdem die Schicht den Auftrag zur „Streckensicherung des Rosenmontagsumzuges“ erledigt hatte, gingen die jungen Polizisten nicht auf direktem Weg zurück zur Münzwache, sondern kehrten im nahegelegenen „Cafe Feuerwache“ für einen „kurzen Absacker“ ein. Es blieb aber nicht bei „einem“, denn auch junge Polizisten können auf einem Bein schlecht stehen, aber offensichtlich – so die Schilderung der Briefschreiberin – auf zwei Beinen gut tanzen. Sie hatten die schweren Wintermäntel abgelegt und tanzten zur Begeisterung des größtenteils weiblichen Publikums auf den Tischen, nicht ahnend, dass diese Nachfeier - heute würde man „after hour“ sagen – die älteren Damen aus Hamburg derart begeistert, dass sie sich schriftlich - und blöderweise mit Fotos – für diesen „Sonder-Einsatz“ bedankten. Gut gemeint ist halt nicht immer gut. 

Müller hatte sich bereits bei der Bereitschaftspolizei im kleinen Kreis als begeisterter Stripper „geoutet“ und wollte an diesem Rosenmontag - an dem im Rheinland (fast) alles erlaubt sein soll - seine heimliche Leidenschaft endlich auch einem weiblichen Publikum vorführen. Heute schämt er sich für diese „Nummer“, aber on y soit qui mal y pense. Wer dieses bon mot nicht kennt: Internet hilft weiter.

 

Fotos: Klink, Sattler

Der Autor: Schmitt-Kilian hat zahlreiche Bücher (u.a. den SPIEGEL-Bestseller Vom Junkie zum Ironman, verfilmt mit Uwe Ochsenknecht) mit einer Gesamtauflage von mehr als 500.000 Exemplaren veröffentlicht. Seine Jugendbücher, Kriminalromane. die Reisebegleiter LIEBLINGSPLÄTZE (Koblenzund RADELN FÜR DIE SEELE (Mosel von Koblenz bis Trier) und ALLZEIT BEREIT (mit „the best of“ aus der BLAULICHT-Serie) sind in jeder gut sortierten Buchhandlung erhältlich oder können – wenn persönliche Widmung gewünscht- auch direkt beim Autor per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellt werden.  

Autorenportrait: Dieter Göttsche