Zone 5
Thriller
Markus Stromiedel
Droemer Taschenbuch
Taschenbuch

© Jörg Schwalfenberg
Markus Stromiedel
... ist als Krimiautor "Vater" einiger höchst erfolgreicher Kinder: Aus seiner Feder stammt die Figur des Kieler Tatort-Kommissars Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg, sowie des ZDF-Staatsanwaltes Bernd Reuther, gespielt von Rainer Hunold. Nach seinen Anfängen als Journalist (FR, Die Zeit), als Dramaturg und Chefdramaturg (Bavaria-Film) sowie als Writing-Producer (Columbia TriStar, Studio-Hamburg) schreibt Stromiedel seit vielen Jahren als Drehbuchautor, an seinem Schreibtisch entstanden Bücher u. a. für den "Tatort", für "Ein starkes Team", "Stubbe", "SOKO" und "Großstadtrevier". Von ihm stammen eine Reihe von erfolgreichen Serien und Seriencharaktere, u.a. die Figur des Kieler Tatort-Kommissars Klaus Borowski und die des ZDF-Staatsanwalt . Jüngste TV-Arbeit ist die Serie "Hotel Mondial", die er als Creator entwarf und als Headautor in die 1. Staffel führte. Als Prosa-Autor schuf er für seine Politthriller-Trilogie die Figur des Berliner Hauptkommissars Paul Selig sowie die Science-Fiction-Thriller "Die Kupel" und "Zone 5" (Droemer-Verlag) . Markus Stromiedel schreibt auch Bücher für Jugendliche: Seine Jugendbuch-Reihe "Der Torwächter" wird als Schullektüre empfohlen und ist Teil des Leseförderprojektes "Kopf-Kick" - www.kopf-kick.de
Empfehlung der Woche
Zone 5 ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 24. Januar 2016.Kritikerstimmen
Blade-Runner in Köln.Deutschlandradio Kultur, 18. Dezember 2015
Sozialkritischer Science-Fiction Thriller.
wdr5.de, 14. Dezember 2015
Als begeisterter Europäer will man Markus Stromiedel vorwerfen, einen anti-europäischen Roman geschrieben zu haben. Aber das wäre falsch. Stromiedel will unterhalten, Fragen stellen: Können wir es uns erlauben, in unserem Widerstand gegen die Ungerechtigkeit der Welt moralisch zu sein, oder müssen wir nicht vielmehr die gleichen Mittel und die gleiche Skrupellosigkeit anlegen wie unsere Gegner?
Marten Hahn, Welt-Kompakt, 27. Dezember 2015
Drei Fragen an Markus Stromiedel
Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?Als ich erkannt habe, dass das Wort eine scharfe Waffe ist – und als ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich lernen kann, diese Waffe zu führen.
Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Geschichten, die spannend und unterhaltend daherkommen – und die dem Leser den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn sie erkennen, dass sie mit ihrem Leben Teil der Geschichte sind.
Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Ich lebe immer noch mit der irrigen Ansicht, dass meine Geschichten etwas bewegen und etwas verändern können ... Ich weiß, das ist Unsinn ... aber ich könnte es trotzdem noch einmal versuchen ...
Leseprobe
Es war still hier oben, bis auf das leise Pfeifen des Windes, der sich an den Streben, Kapitellen und Simsen der Kathedrale brach. Schweigend standen die Besucher auf der Plattform und blickten über die Stadt. Ein Falke umkreiste den Turm, jetzt legte er die Flügel an und stieß mit einem Schrei herab, um eine Dohle zu jagen. Niemand beachtete das Schauspiel, alle waren gebannt von der Aussicht, die sich ihnen bot.
David suchte sich eine Lücke in der Menge und trat an die Brüstung, gespannt auf die Stadt, in der er das kommende Jahr verbringen würde. Obwohl er wusste, was ihn erwartete, schockierte ihn der Anblick: Das farbenfrohe Durcheinander rund um den Dom, das er bei seiner Ankunft durchquert hatte, war nicht mehr als eine bunte Insel in einem schmutzig grauen Meer aus Zelten, Baracken und heruntergekommenen Häusern. Eine Stahlwand schützte das Stadtzentrum vor den Slums der vierten Zone. David erinnerte das Chaos jenseits der Einfassung an eine heranbrandende, auf ihrem Höhepunkt eingefrorene Welle. Jeden Moment, so schien es, konnte die Flut über den Schutzwall schwappen und jenen lichten, bunten Fleck rund um den Dom unter sich begraben.
Köln bestand aus Slums, seit kurz nach den Unruhen zur Zweitausendjahrfeier der größte Teil der Stadt aufgegeben und sich selbst überlassen worden war. Die ehemalige innere Ringstraße, einst auf den Ruinen der Kölner Stadtmauer errichtet, war zur Zonengrenze ausgebaut worden, eine acht Meter hohe Wand aus Beton und Stahl umgab das Stadtzentrum. Während rund um den Dom das Leben seinen gewohnten Gang ging, hatte sich hinter dem Wall die Struktur der Stadt aufgelöst. Die früheren Straßen und Plätze waren nur noch zu ahnen, jede freie Lücke war mit Häusern, Verschlägen und Baracken bebaut. Dazwischen zwängten sich Zelte und provisorische Hütten, errichtet von den in die Stadt flüchtenden Menschen. Wer schnell ein Dach über dem Kopf brauchte, zimmerte sich aus Holz und Plastikabfällen eine Unterkunft, wer schon länger in der vierten Zone lebte und sich in dem Chaos zurechtgefunden hatte, fledderte Abbruchhäuser und mauerte sich aus den herausgeschlagenen Steinen eine Bleibe. In die Ruinen der ausgeweideten Häuser wiederum zogen die Neuankömmlinge, die hier auf Arbeit hofften. Köln sog sie alle auf, Tag für Tag, die Slums wurden immer voller, immer größer. In weniger als zehn Jahren hatte sich das Bild der Domstadt komplett verändert.