Wenn der Engel kommt
Nicole Eick

Edition Tingeltangel

Taschenbuch

ISBN 978-3-9449-3673-4

20,– € [D], 20,60 € [A]
Übler Geruch dringt aus der Wohnung der alten Frau im zwölften Stock eines Hochhauses. Als das Nachbarsmädchen Alarm schlägt, wird die vereinsamte Seniorin tot aufgefunden. Alle gehen davon aus, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist – bis drei weitere Menschen ein ähnliches Schicksal erleiden.

Plötzlich geraten gleich zwei Pflegedienste ins Visier der Polizei. Sind falsche Insulin-Gaben die Ursache? War es gar heimtückischer Mord? Die Ermittlungen führen in ein sozial problematisches Milieu, dem nur schwer zu entkommen ist. Gesellschaftliche und menschliche Abgründe tun sich für das Bamberger Ermittlerduo Alfred Meister
und Dominique Brodbecker auf.
Nicole Eick

© Foto: Thomas Endl

Nicole Eick

Geboren vor mehr als sechs Jahrzehnten in Karlsruhe, seit über vier Jahrzehnten in Oberfranken zuhause und dort lange Jahre als Sozialpädagogin sowie freie Journalistin und Autorin tätig.

Mitbegründerin der Coburger Autorengemeinschaft Schreibsand, Gewinnerin des Kulturwettbewerbs „Coburg im Jahr 2010“, Stadtschreiberin in Soltau 2002.

 2012 erscheint mit dem Sozialkrimi „Abfall“ das Romandebüt im EWK-Verlag Elsendorf (inzwischen vergriffen), ein Krimi aus dem Hartz-IV-Milieu einer fiktiven Kleinstadt. Im Mittelpunkt: ein in der Mülltonne ausgesetztes Neugeborenes und die Suche nach der Kindsmutter.

 2016 folgt der zweite Roman „und raus bist du“ im Iatros-Verlag Sonnefeld, der die Leser in ein Pflegeheim mitnimmt, in dem viel gestorben, aber auch nochmal richtig gelebt und gelacht wird.

Ebenfalls 2016 erscheint der Band „Tierisch gut“ der Autorengemeinschaft Schreibsand, eine Sammlung skurriler und launiger Kurzgeschichten.

 2017 erscheint der erste Kurzgeschichtenband mit dem Titel „Buchstabensuppe – ein Lesebuch für Fortgeschrittene“. Das Coburger Tageblatt schreibt: „Das ist eine Art Sommerbuch, kleine Geschichten für zwischendurch mal ... Aber Vorsicht: Nett sind die Miniaturen von Nicole Eick nicht. Die Coburger Autorin hat jetzt ein neues Werk vorgelegt, einen kleinen Band, mit verdichteten Lebensansichten von null auf hundert herbeischnipsend, dass man fast erschrickt.“

 2019 kommt ebenfalls im Iatros-Verlag der dritte Roman heraus: „Hinter dem Fenster“, ein Kriminalroman um ein seit Wochen in einer obskuren Sekte verschwundenes Mädchen. Eine Sekte, in deren Bann vor Jahrzehnten auch die Mutter des Mädchens gezogen wurde. Die Handlung dockt an realen Ereignissen in den 1970ern Jahren in Karlsruhe an, der Heimatstadt der Autorin.

 2020 wieder ein Kurzgeschichtenband: „Wort verjährt nicht – ein Lesebuch für Unerschrockene“. „Nicole Eick nimmt die Leser mit in den Alltag der einfachen Leute. Kommt ihnen ganz nahe und beschreibt ihr Leben. Schonungslos, sarkastisch und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen“, urteilt die Neue Presse Coburg.

 2021 folgt das vierte Buch, ein in Bamberg spielender Kriminalroman: „Wer kennt diese Frau?“, erschienen in der Edition Tingeltangel München. Ein toter Frauenarzt, eine verschwundene Edelprostituierte, eine merkwürdige Putzfrau und ein Ermittler-Duo auf den Spuren des Täters. Oder der Täterin? Das Verwirrspiel um DNA-Spuren und Geschlechteridentität zieht sich durchs gesamte Buch.

Ebenfalls 2021 ermitteln die Bamberger Kommissare im Kurzkrimi „Übern Rand“, erschienen in der Anthologie „Mordsgipfel – Krimis aus den bayerischen Bergen“ der Edition Tingeltangel.

 Nicole Eick verknüpft bevorzugt soziale und gesellschaftspolitische Themen mit krimineller Handlung – und lebt ansonsten ganz unauffällig mit Ehemann und manchem sozialen Engagement in ihrer Wahlheimatstadt Coburg.

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Nicole Eick

Wo schreibst du am liebsten?

Überall, wo ich mich gerade wohl fühle – im Sommer auf der Terrasse, im Winter am Schreibtisch neben dem Kachelofen.  

Warum schreibst du gerade Krimis?

 Da kann ich am besten eine gerade aktuelle gesellschaftliche Thematik mit Spannung verbinden. Denn wer liest schon gern einen langweiligen Aufsatz z. B. über den Pflegenotstand?       

Woher nimmst du deine Ideen für Krimis?

Aus meiner jahrelangen sozialpädagogischen Arbeit mit Randgruppen jeder Art – wo Armut, Suchtabhängigkeit, Gewalt zuhause sind, passiert schnell mal ein Verbrechen.

Warum bist du im SYNDIKAT?

Ich finde die Vernetzung mit anderen Krimiautorinnen und Autoren super, es gibt immer wissenswerte Infos und Tipps.          

Deine persönlich meist gehasste Frage?

Wenn ich gefragt werde, was ich verdiene. Ich teile meine Erfahrungen gerne mit Kolleginnen und Kollegen, aber Leserinnen und Leser sind meist sehr enttäuscht, wenn sie erfahren, dass ein gutes Buch nicht automatisch Vermögen aufs Konto scheffelt.          

Leseprobe

»Hier stinkts.« Der Junge – oder besser gesagt der junge Mann, denn er ist schon siebzehn,

auch wenn er schmächtig und irgendwie kindlich wirkt – rümpft die Nase. Das Mädchen Lina – und sie ist wirklich noch ein Mädchen, nämlich vierzehn – lacht. »Hier stinkts immer. Stell dich nicht so an.«

Lina schließt die Wohnungstür auf. Zwölftes OG im zwölfstöckigen Hochhaus, pro Etage drei Parteien, links vier Zimmer, Küche, Bad, rechts drei Zimmer, Küche, Bad, die mittlere Tür gehört zur Einzimmerwohnung. Hier hausen durchweg ganz Alte oder ganz Einsame, die Hälfte von ihnen hat eine Katze, die andere Hälfte Kanarienvogel oder Wellensittich, nur einer noch zusätzlich einen Hund. Keinen kleinen, nein, einen uralten zotteligen Bernhardiner, für den er wahrlichein zweites Zimmer bräuchte. Es ist der Alt-Hippie aus dem vierten.

Das Mädchen Lina wohnt links, mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Schwestern. Zum Glück hat sie ein Zimmer für sich, denn ihr Begleiter hofft auf Sex. Er hatte schon lange keinen mehr, mindestens drei Tage. Das Mädchen hatte noch nie, aber das weiß er nicht.

»Kommt von da«, sagt der Junge und rümpft noch mal die Nase in Richtung der mittleren Tür, bevor er dem Mädchen in die Wohnung folgt.

»Die Alte wäscht sich nicht«, sagt das Mädchen. »Und frisst nur Dosen. Kein Wunder.«

Dann schließt sich die Wohnungstür. Sie haben eine Stunde, bis der Rest der Familie heimkommt, und nichts zum Verhüten.

»Mann, das wird immer schlimmer«, sagt die Mutter am nächsten Morgen, als sie die Töchter aus der Wohnungstür schiebt. Der Wecker hat nicht geklingelt, oder doch? Gehört hat

ihn keine.

»Was?«

»Der Gestank. Von der alten Fuchs.«

»Hilde Fuchs« steht auf dem kleinen Schild über der Klingel zur mittleren Wohnung.

Die Mädchen verziehen die Gesichter, die zwei jüngeren springen kreischend durchs Treppenhaus, Lina lehnt am Aufzug und hält sich die Nase zu. Sie ist wund zwischen den Beinen und mies gelaunt. Der Junge hat ihr nicht geglaubt, dass sie nicht will, und sie

wollte nicht die Zicke sein. Hoffentlich ist er rechtzeitig raus. Schön wars nicht.

Die Mutter wartet an der Tür und steht immer noch, als der Aufzug schon abgefahren ist. Soll sie mal klingeln bei der Fuchs? Aber hat die nicht einen Pflegedienst? Ein- oder zweimal in der Woche?

»Duschtag!«, rief dann jemand an Hilde Fuchs’ Tür, weil die Alte nicht gleich aufmachte. Ist schon ein paar Wochen her.

Duschen wäre wirklich mal wieder angesagt. Na ja, die vom Pflegedienst werden schon kommen. Sie geht in ihre eigene Wohnung. Noch zwei Stunden zocken, dann gehts zur

Schicht.

Rezension

„Mit schonungsloser, teils auch derber Sprache entführt Nicole Eick die Leser in eine Welt voll sozialer Probleme, voller Kippen, Alkohol, Sorgen, Sex und auch Einsamkeit.  (Der Roman) geht unter die Haut, ist gut recherchiert und gesellschaftskritisch.“

(Neue Presse Coburg 13.06.2024)

Das SYNDIKATS-Gewinnspiel

Im Krimi „Wenn der Engel kommt“ geraten Pflegekräfte in Verdacht, bei einigen Todesfällen unter Senioren die Hand im Spiel gehabt zu haben. Beantworte bitte zwei Fragen (kurz!): Interessiert dich ein solches Thema im Krimi? Hast du persönlich Erfahrung mit Pflegebedürftigen oder Angehörigen?

Unter allen Teilnehmenden werden zwei Exemplare „Wenn der Engel kommt“ verlost. Schicke deine Antwort bis zum 23.01.2025 per Mail. Kennwort „SYNDIKAT-Gewinnspiel“ .