Tod in der Salzwiese
Sibyl Quinke

Edition Oberkassel

Taschenbuch

ISBN 978-3-9581-3171-2
Auflage

12,– € [D], 12,40 € [A]

Endlich ist es soweit: Bresniak und Lilli wollen ihren lang ersehnten Urlaub auf Juist genießen. Doch die Ruhe hält nicht lange an: Bei einem geführten Spaziergang entdeckt Lilli in den Salzwiesen einen merkwürdigen Ast, den der Sturm die Nacht zuvor an die Küste gespült hat … doch bei näherer Betrachtung entpuppt sich dieses merkwürdige Gebilde als ein menschlicher Arm. Als dann die Leiche eines toten Einheimischen verschwunden ist, wird bereits von einem “Jack the Ripper” gemunkelt. Der Sensationsjournalist Mark Ruster heizt die Spekulationen an. Doch dann nehmen Leichenspürhunde eine grausige Fährte auf …

Sibyl Quinke

Sibyl Quinke

Ihr Wissen über die Wirkung giftiger Essenzen brachte die promovierte Apothekerin Sibyl Quinke dazu, einen Krimi zu schreiben.
1952 in Freiburg geboren, schreibt sie seit Jahren als freie Mitarbeiterin Artikel für die Bergischen Blätter. Mit der Zeit entstanden auch Märchen und lyrische Texte. Sie hat diverse Preise bei Ausschreibungen gewonnen und geht mit einem Bühnenprogramm auf Tour. Sie ist Mitglied im Literaturkreis ERA e.V., als Literaturbeauftragte der Bandfabrik in Wuppertal hat sie einen Literarischen Salon etabliert, begleitet maßgeblich die Reihe „Literatur auf dem CronenBerg“, war Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift KARUSSELL und ist Mitglied im Schriftstellerverband, dem Syndikat sowie den Mörderischen Schwestern.
2016 organisierte sie den Krimitag in Düsseldorf. Auüßerdem erhielt sie das Stipendium Tatort Töwerland.

Tod in der Salzwiese ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 13. Mai 2019.

Drei Fragen an Autorin Sibyl Quinke

Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?
Es ist so effektiv. Das Morden klappt und es gibt sogar Menschen, die das lesen wollen und dann auf die nächste Leiche warten. Der Weg ist einfach gut.

Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Gift ist meine Leidenschaft. Das ist sauber und bequem. Da gibt es keine Blutpfützen, die hinterher jemand aufwischen muss, und das Mordopfer – vergiftet – entfernt sich eventuell noch selbst (weil das Gift noch nicht seine volle Wirkung entfaltet hat). Da habe ich als Mörderin noch nicht einmal die Last mit der Leiche; sie entsorgt sich selbst.

Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Verteidigung? Es liegt in meinem Charakter – da kann man nichts dagegen machen.

Leseprobe:

Auszug aus Der Tod in der Salzwiese

Jens begann seinen Weg durch die Salzwiese.
Die Gruppe folgte Jens, den Blick streng auf den Boden gerichtet, denn heute war der Untergrund besonders feucht und zahlreiche Pfützen verbargen sich unter den Pflanzennarben, bis Jens einen Platz gefunden hatte, an dem alle gut stehen konnten, und er seine Ausführungen begann. Zunächst wies er darauf hin, dass alle im Moment auf dem ursprünglichen Bahndamm der Juister Eisenbahn standen, ein Stück Land, das sich die Natur noch nicht wieder ganz zurückgeholt hatte, ihnen, den Besuchern, aber die Möglichkeit gab, hier fast trockenen Fußes zu stehen. Er erhob seine Stimme; Lilli und die anderen Besucher nutzten die Gelegenheit, den Blick schweifen zu lassen, bis, ja bis eine Frau fragte: „Was ist das dort für eine merkwürdige Pflanze? Ist das ein Strauch oder ein Baum? Wächst so etwas hier?“
„Das wird Strandgut sein. Nach solch heftigen Unwettern verfängt sich so einiges hier in den Salzwiesen.“ Die Antwort hatte Jens gegeben, ohne sich umzuschauen, und die Frau, wie auch andere der Gruppe, die auf diesen merkwürdigen Ast aufmerksam geworden waren, hörten ihm gar nicht mehr zu.
„Das sieht aus wie eine Hand.“
„Ja, die Natur, hier der Wind und das Salz formen die Äste manchmal sehr bizarr.
Seine Zuhörer gaben sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden, im Gegenteil, sie wurden mehr und mehr unruhig. Nein, das war kein Ast, aber auf die Entfernung ließ sich dieses braune Teil nicht richtig identifizieren; dennoch, es hob sich von seiner Umgebung ab. Es war bestimmt keine originäre Pflanze der Salzwiese.
„Wenn es Sie beruhigt – ich wage mich vor und bringe es her. Sie bleiben bitte, wo Sie sind.“ Jens versuchte, diesen merkwürdigen Fund zu erreichen. Er kam näher, und dieses angeschwemmte Gut sah nicht nur aus wie ein Arm, dessen Hand sich nach oben herausstreckte, es war tatsächlich ein menschlicher Arm. Jens schluckte. Er begann hektisch zu atmen. „Einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen“, versuchte er sich leise zu kommandieren und sich damit zu beruhigen. In seinem Mund fing der Speichel an zu sprudeln, der bis in den Magen zog und diesen zusammenkrampfte. Musste er sich übergeben, oder konnte er es noch abfangen? Tief einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen. Er schaute über die Weite des Meeres, um seine Psyche zu beruhigen.
„Was ist es denn?“, schallte die Frage aus seiner Gruppe.
„Gleich, das Gelände ist schwierig hier“, versuchte Jens für sich Zeit zu gewinnen. …