Inselgrauen
Kriminalroman
Maren Schwarz
Gmeiner-Verlag
Taschenbuch
Maren Schwarz
lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Sie schrieb bereits mehrere Kriminalromane und Kurzgeschichten, die im Vogtland und an der Ostsee spielen, wie den Kriminalroman "Eisschwestern", in dem sie ihren pensionierten Kriminalkommissar Henning Lüders zum letzten Mal auf Verbrecherjagd schickt, oder "Inselfeuer" mit ihrer neuen Protagonistin Leona Pirell. Mit "Inselgrauen", ihrem mittlerweile 5. Rügenkrimi, setzt sie ihre erfolgreiche Krimireihe fort. Derzeit schreibt sie an ihrem 14. Kriminalroman, der wieder auf Rügen angesiedelt ist. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat.
Ein exklusives Interview der SYNDIKATS-Redaktion mit der Autorin
Wo schreibst du am liebsten?
am Schreibtisch mit Blick auf den Garten
Welches ist dein Lieblingskrimi?
„Rebecca“ von Daphne du Maurier
Warum bist du im SYNDIKAT?
Weil es schön ist, sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können.
Dein Lieblingswort?
Meeresrauschen – weil es so schöne Erinnerungen weckt
Dein Sehnsuchtsort?
Rügen
Dein Lieblingsgetränk?
Ingwertee mit Honig und Zitrone – einfach nur lecker und zudem auch noch gesund
Dein Lieblingsmord?
?
Wo findest du Ruhe?
am Meer, im Wald und beim Schreiben
Wo Aufregung?
vor jeder meiner Lesungen
Deine persönlich meist gehasste Frage?
Und was machen Sie sonst noch so?
Leseprobe
Am anderen Ende der Leitung war einer seiner beiden
engsten Vertrauten. »Igor hat sich gerade bei mir
gemeldet.«
Seine Worte ließen Pardus nach Luft schnappen.
»Was soll das heißen?«
»Dass er mich angerufen hat«, erwiderte Erebus. »Er
hat das Handy eines Mitgefangenen benutzt.«
»Sag mal, hat er sie noch alle?« Pardus konnte sich
kaum bremsen. Vor lauter Wut hätte er das Telefon am
liebsten gegen die Wand geschleudert, beherrschte sich
jedoch in letzter Minute. Es brachte schließlich niemandem
etwas, wenn er jetzt die Fassung verlor. Also
schluckte er seinen Ärger herunter und erkundigte sich
so ruhig wie möglich: »Hast du herausgefunden, wie er
an das Handy gekommen ist?«
»Es gehört einem gewissen Maik Kowalski. Die beiden
sitzen zusammen ein. Igor hat ihn dabei erwischt,
wie er heimlich nach draußen telefoniert hat. Eine solche
Chance konnte er sich natürlich nicht entgehen lassen.
Ich …«
»Kann ich mir vorstellen«, blaffte Pardus dazwischen.
»Dann kannst du dir sicher auch vorstellen, dass er
sich damit nicht sonderlich beliebt gemacht hat. Er will,
dass wir ihn da rausholen«, kam Erebus zum Ausgangspunkt
zurück.«
»Du hast ihm hoffentlich keine falschen Hoffnungen
gemacht?«
»Natürlich nicht. Igor weiß schließlich, wie der
Hase läuft.«
»Du hörst von mir.« Mit diesen Worten legte Pardus
auf, entnahm seinem Handy die SIM-Karte und
zerbrach sie. Nachdem er eine neue eingesetzt und
eine SMS mit seiner aktuellen Nummer an seine wichtigsten
Männer abgesetzt hatte, lehnte er sich zurück,
um sich das soeben Gehörte durch den Kopf gehen
zu lassen.
Schon wieder jemand, der sich einen Dreck um die
Regeln scherte. Wenn das so weiterging, könnte er
bald einpacken. Dabei hatte er stets bei allem, was er
tat, darauf geachtet, sich doppelt und dreifach abzusichern:
von seiner Identität bis hin zur Auswahl seiner
Leute. Er arbeitete ausschließlich mit Profis zusammen.
Zumindest hatte er das bisher geglaubt. Lief doch
einmal etwas schief, sorgte er dafür, dass das Problem
aus der Welt geschafft wurde. Geht nicht gibt’s nicht.
Der Gedanke brachte ihn zum Ausgangspunkt und
damit zu der Frage zurück, wer ihm über die Vorgänge
in der JVA Bericht erstatten konnte. Pardus musste
unbedingt wissen, was hinter seinem Rücken lief und
ob seine Befürchtungen berechtigt waren. Was er
brauchte, waren keine Vermutungen, sondern Fakten.
Wobei sich hier schon das nächste Problem auftat.
Dummerweise gab es gerade niemanden, auf den er für
diesen Zweck zurückgreifen konnte. Er hatte es versäumt,
rechtzeitig für Nachschub zu sorgen, nachdem
zwei seiner Männer gefasst worden waren. Jemand
Zuverlässigen zu finden, war gar nicht so einfach. Erst
recht unter Zeitdruck. Und das nur, weil diese Leichenschnipslerin
ihm dazwischengefunkt hatte. Dumm
gelaufen, dachte Pardus verärgert, während er in Gedanken
bereits an einer Lösung arbeitete. Probleme waren
schließlich dazu da, um aus der Welt geschafft zu werden.