Die Notizen des Dr. Freud
Deuticke
Auf dem Weg zu seinem Analytiker Dr. Bergstrasser sieht Inspektor Georg Federer die „Frau seines Lebens“. Federer, der mit seinem Dackel Marilyn allein lebt, ist ein kunstsinniger, weiblichen Reizen und den Genüssen des Alltags nicht abgeneigter Ermittler, der auch die sympathische Wiener Einstellung des Laisser-faire verkörpert. Mit der schönen Unbekannten geht Federer – ein Verehrer der Musik Gustav Mahlers - noch am gleichen Abend in ein Konzert dieses Komponisten.
Am anderen Morgen, als der Inspektor wieder zu seinem Therapeuten kommt, wird dieser erwürgt aufgefunden. Ganz allmählich rutscht dann Federer von der Rolle des Ermittlers und des Patienten in die des Hauptverdächtigen, zumal er auch kein Alibi für die Mordnacht hat.
Die geheimnisvolle Fremde, deren erotische Reize Federer ein ums andere Mal fast um den Verstand bringen, entpuppt sich bald als eine gespaltene Persönlichkeit, die sich sehr wohl im psychoanalytischen Milieu Wiens auskennt und selber therapiert wurde.
Die menschlichen Schwächen des Inspektors sichern ihm die Sympathien des Lesers. Tod und Eros, ein Leitmotiv der Musik Gustav Mahlers und ein tragendes Lebensgefühl der Wiener, ist auch ein Leitmotiv dieses Romans.
Das Buch besticht weniger durch den Aufbau seiner Spannung als durch die humorvolle Schilderung des morbiden Charmes der Stadt und ihrem Lokalkolorit.
Ein für alle Bibliotheken geeigneter Kriminalroman, der die traditionellen Pfade dieses Genres verlässt.