Dein Heimweg
Hannah Essing
Ullstein
Vorbestellung möglich
Jede Frau kennt ihn, jede Frau fürchtet ihn: Den dunklen und einsamen Heimweg
Es ist spät, die Straßen sind leer. Doch plötzlich spürt sie es – das beängstigende Gefühl, verfolgt zu werden. Ein Schatten kommt immer näher, dann sticht er zu. Brutal. Ohne Warnung. Die Polizei findet die Leiche, aber keine Spur vom Täter. Emmy ist fassungslos – das Opfer war eine Kollegin aus dem Start-up, in dem sie erst vor Kurzem angefangen hat. Als eine Online-Bewegung unter #meinheimweg viral geht, reagiert ihr Chef schnell: mit einer App, die den Heimweg von Frauen sicherer machen soll. Doch nach einem zweiten Mord findet sich Emmy plötzlich im Fadenkreuz einer gefährlichen Jagd nach der Wahrheit – bereit, alles zu riskieren.

Hannah Essing
Hannah Essing, geboren 1993, wuchs im Ruhrgebiet auf, zum Studium zog es sie aber in die Ferne. Nach einigen Stationen im Ausland, wie etwa Zypern und Armenien, lebt sie nun mit ihrem Verlobten in Bonn. Sie veröffentlichte bereits mehrere Kurzgeschichten und Lyrik in Literaturmagazinen und war Medienstipendiatin der Nationalparks Austria in der Sparte Literatur. Ihr Debütroman Die Tote von Nikosia erschien 2024 im Ullstein-Verlag und gewann den Nachwuchs-Krimipreis Harzer Hammer.
Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Hannah Essing
Wo schreibst du am liebsten?
Am Schreibtisch mit meiner Katze auf dem Schoß oder auf dem Sofa neben meinem Freund.
Welcher ist dein Lieblingskrimi?
Mord im Orient-Express von Agatha Christie.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Weil allein schreiben auf Dauer einsam macht.
Dein Lieblingswort?
Das wechselt regelmäßig. Momentan ist es kurios.
Dein Sehnsuchtsort?
Der Riza-See, der Nationalpark Kalkalpen und das blaue Haus, in dem ich aufgewachsen bin.
Dein Lieblingsgetränk?
Iced Latte, Whiskey Sour und Cola Zero.
Wo findest du Ruhe?
Beim Blick auf den Rhein.
Wo Aufregung?
Beim Warten.
Leseprobe
Prolog: Heute
Ich kralle meine abgekauten Nägel in das Lenkrad, lehne meinen Kopf erschöpft dagegen. Das flaue Gefühl in meinem Magen weicht auch nach wenigen Minuten nicht, also raffe ich mich auf und steige aus. Auch wenn ich nichts mehr will, als den Motor anzuwerfen und den Parkplatz zu verlassen. Der frische Wind streicht durch mein Haar, als ich die Autotür hinter mir zuschlage – das Geräusch klingt von den Wänden des Hinterhofs wider. Der Januar ist lieblicher als erhofft, und dennoch liegt ein feiner Nebel wie ein kaltnasser Schleier in der Luft. Ich atme tief durch, sauge den Geruch des frischen Morgens ein, ehe ich das Auto abschließe. Der Bewegungsmelder am Eingang ist seit Monaten kaputt, und so bahne ich mir den Weg durch die Dunkelheit: jeder Schritt zögerlich, langsam, und doch genug Muskelerinnerung von den vielen Malen, die ich in den frühen Morgenstunden auf dem dunklen Parkplatz gewandelt bin. Meine Schritte hallen über den Asphalt, im Takt zu meinem aufgeregt pochenden Herzen. Heute Morgen singt kein Vogel. Hier bin nur ich. Und meine Sehnsucht nach einem der weichen Sessel im Konferenzraum, um einige Stunden Schlaf nachzuholen.
Die Umrisse des Gebäudes liegen vor mir, und für einen Moment fühle ich mich ganz allein auf der Welt, so allein, in diesem Augenblick, in dem alle um mich herum noch schlafen. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken, weiter im Selbstmitleid versinken kann, wie ich es sonst so gerne tue, fühle ich etwas Weiches unter meinen Füßen nachgeben und finde mich plötzlich auf allen Vieren wieder. Meine Handballen brennen. Der Schmerz treibt mir Tränen in die Augen, während ich mich aufrapple. Mit zusammengekniffenen Augen betrachte ich den dunklen Haufen auf den Pflastersteinen, der mich zu Fall gebracht hat. Ist es ein Tier? Ein streunender Hund oder ein Fuchs? Eine eiskalte Gewissheit ergreift mich, lässt mich erschaudern. Meine Nackenhaare stellen sich auf, als ich auf die Knie sinke und den Schatten einer menschlichen Gestalt erkenne.
»Hallo?« Es ist das erste Wort, das ich heute Morgen spreche. Meine Stimme ist rau. Keine Antwort. Vorsichtig rüttele ich an der Schulter der Person und zucke zurück, als ich etwas Feuchtes berühre. Ich verstehe sofort, was die klebrige Substanz an meinen Fingern ist. Meine Nase füllt sich mit einem metallischen Geruch. Mit zitternden Händen taste ich nach meinem Handy, ziehe es aus meiner Tasche, die neben mir liegt. Das Touchpad reagiert zunächst nicht, ist zu verschmiert von dem Blut. Blut, hallt es in meinen Kopf – Blut, Blut, Blut, so viel davon. Ich habe es mir flüssiger vorgestellt, weniger schmierig, mehr wie Wasser als Matsch.
»Emmy König«, flüstere ich, als sich der Notruf am anderen Ende der Leitung meldet. »Saalfelder Straße …«
Meine Stimme versagt auf der letzten Silbe. »Kommen Sie schnell. Jemand ist tot. Schon wieder.«
Im schwachen Licht meines Handys sehe ich auf den reglosen Körper, die weit aufgerissenen Augen, die verkrampften Hände. Wieder ein Mord, schießt es mir durch den Kopf. Nicht du, denke ich. Mein Puls rast und ich reiße den Mund auf und schreie.
Das SYNDIKATS-Gewinnspiel
Um eines von drei Exemplaren zu gewinnen, beantwortet bitte bis zum 1. Mai 2025 folgende Frage: Wie lautet der Hashtag des Online-Protests in DEIN HEIMWEG? Antworten bitte hier einsenden.