Erwin Kohl (Foto © Kohl)
Braune Nächte
In: Schaurige Orte am Niederrhein. Unheimliche Geschichten. (Gmeiner)
Der 15-jährige Gottfried Kiwitt wird 1944 von den Nazis eingezogen. Während eines Bombenangriffs verlässt er seine Einheit und sucht Schutz im Bunker bei seiner Mutter und den Schwestern. Von da an verkleidet er sich als Mädchen, um vor den Nazis sicher zu sein. Doch kurz vor Kriegsende droht eine Nachbarin, Gottfried zu verraten...
-
Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, erzählt Erwin Kohl einfühlsam die Geschichte einer Mutter und ihres Sohnes, die in einem diktatorischen Regime ums Überleben kämpfen. Dabei führt der Autor beeindruckend plastisch und nachempfindbar vor Augen, welche menschenverachtenden Dynamiken in einer von Rassenwahn und rechter Ideologie geprägten Gesellschaft entstehen. Es gibt kein richtiges Leben im falschen, sagt Adorno, und Erwin Kohl zeigt dies eindringlich: Seine Figuren sind gezwungen, schwere Schuld auf sich laden, selbst wenn sie moralisch richtig handeln. Eine Geschichte, die nachhallt!