Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.
Heute:
GLAUSER Nominierter DEBÜT
Marcel Häußler:
Kant und der sechste Winter.
Heyne Verlag
Foto © Sebastian Weidenbach
„Das letzte Jahr war eine Katastrophe gewesen. Ständig hatte Konstanze ihn angerufen, um ihm zu erzählen, was Frieda wieder angestellt hatte. Ladendiebstahl, Schule schwänzen. Ein Tütchen Gras in der Schmutzwäsche. Konstanze schaffte es immer, es so darzustellen, als wäre das alles seine Schuld. Weil er sie damals verlassen hatte. Weil er sich nicht genug um Frieda kümmerte. Weil er ihr zu viel durchgehen ließ. Was sollte er denn machen? Er war bei der Mordkommission, nicht bei der Pubertätsbekämpfung.“
Hauptkommissar Kant, Vater einer 15-jährigen Tochter und Ermittler der Mordkommission München, wird am Abend des zweiten Weihnachtstages zu einem Tatort gerufen. Was zuerst nach Unfall auf vereister Fahrbahn aussieht, entpuppt sich als Mordfall. Die Ermittlungen führen Kant und sein Team nach Schelfing, einem kleinen Dorf am Ammersee, und Heimatort des jungen ermordeten Anwalts. Der dort vor Kurzem in einem Heuschober erfrorene drogensüchtige Sohn des Bürgermeisters war ein Schulfreund des Mordopfers. Doch der Bürgermeister ist auffallend desinteressiert und unkooperativ.
Marcel Häußler, der wie sein Kommissar, im Ruhrgebiet geboren und nach München verschlagen wurde, legt einen spannenden, temporeichen Kriminalroman vor, der von der Stimmung her an nordische Krimis erinnert. Allerdings zeichnet ihn auch ein feiner Humor aus. Seine Figuren um den sympathischen Ermittler sind lebensnah beschrieben, vielschichtig und die Charaktere entwicklungsfähig. Ein Team, dem man gerne bei weiteren Ermittlungen über die Schulter schauen möchte. Dem Autor ist mit seinem Debüt richtig gute Unterhaltung gelungen.