Ehren-GLAUSER für Angela Eßer

 
 Die Jury des SYNDIKATS hat den Ehren-GLAUSER 2021 der bei München lebenden Autorin Angela Eßer in Würdigung ihres bereits zwei Jahrzehnte andauernden, herausragenden Engagements im Bereich der deutschsprachigen Kriminalliteratur zuerkannt. 
Die PreisträgerIn 2021 wird am Samstag, den 24. April 2021, in einer großen Online-Gala geehrt.

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 2001 gab Angela Eßer ihre erste Krimi-Anthologie heraus, es folgten bis dato über 20 weitere, 2010 wurde eine ihrer Kurzgeschichte für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. 2002 organisierte sie gemeinsam mit vielen KollegInnen die Criminale in München, 2003 hob sie mit drei MitstreiterInnen das „Krimifestival München“ aus der Taufe und blieb bis 2009 Mit-Organisatorin, 2005 wurde sie für sieben Jahre Sprecherin des Syndikats, 2008 ist sie Mitbegründerin der „Pfälzer Krimitage“ sowie 2014-2018 Chef-Organisatorin der Criminale. Darüber hinaus initiierte sie den „Bloody-Cover-Preis“ und den „Krimitag“ am 8. Dezember. Gemeinsam mit Nina George gründete sie 2011 die Initiative „JA zum Urheberrecht“. Aktuell macht sie sich, federführend mit Stefanie Gregg, für mehr Unterstützung seitens der Bayrischen Landesregierung für AutorInnen während der Corona-Krise stark. Zusammenfassend stellt Angela Eßer sozusagen das personifizierte Netzwerken für den deutschsprachigen Krimi dar.

© Foto: Sarah Koska

 

Begründung der Jury

Die treffende Kombination „Wein & Leichen“ stellt den Beginn der jahrzehntelangen Begeisterung von Angela Eßer für den Krimi dar, denn unter diesem Titel gab sie gemeinsam mit einer Kollegin 2001 ihre erste Anthologie heraus, die sich auch gleich höchst erfolgreich verkaufte. Es sollten noch über 20 weitere Anthologien folgen, von denen auffallend viele mit (tödlich-köstlichen) kulinarischen Genüssen zu tun haben. Doch die Liebe der geborenen Krefelderin zu ihrer Wahlheimat München sollte ihr schließlich 2009 die Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis bringen, und zwar mit der Kurzgeschichte „6 Uhr 23 – Guten Morgen München“ aus der Anthologie München blutrot, erschienen in der höchst erfolgreichen Blutrot-Reihe der Kölnisch-Preußischen Verlagsanstalt, für deren vier Bände sie gemeinsam mit Andreas Izquierdo verantwortlich zeichnete. Das Thema Kulinarik & Krimi macht die Autorin auch bei ihren Kochseminaren zum Inhalt, sei es, dass sie zur Tea-Time mit Miss Marple lädt, die Küchengeheimnisse der Signora Brunetti verrät oder Tödliches mit Whisky hinunterspült. 

Neben ihrem literarischen Schaffen hat sich Angela Eßer auch von Anfang an für die Förderung des deutschsprachigen Krimis engagiert. Gemeinsam mit einer Vielzahl von bayrischen KollegInnen organisierte sie 2002 die Criminale in München, wo auch der Startschuss für die jährliche Verleihung des „Bloody Covers“ fiel, der von ihr erfundenen Prämierung der besten optischen Gestaltung eines Kriminalromans.  Das Stemmen großer Festivals scheint ihr viel Spaß bereitet zu haben, denn bereits im Jahr darauf hob sie gemeinsam mit Till Bastian, Andreas Hoh, Andreas Mäkler und Sabine Thomas das „Krimifestival München“ aus der Taufe, dessen Mit-Organisatorin sie bis 2009 war. Seit München ist sie auch Mitglied im Syndikat, deren Sprecherin sie ab 2005 für sieben Jahre wird, mit wechselnden KollegInnen an ihrer Seite. In diesen Jahren wächst die Mitgliederzahl des Syndikats von noch überschaubaren 200 Personen auf 500 und dann explosionsartig weit darüber hinaus, was eine beachtliche organisatorische und strukturelle Herausforderung dargestellt hat. Es ist unbestritten in besonderem Maß ihrem Engagement zu verdanken, dass das Syndikat heute zu den größten Berufsverbänden seiner Art zählt. In jener Zeit erdachte sie auch den „Krimitag“ rund um den 8. Dezember, Friedrich Glausers Todestag, an dem mit Krimilesungen Geld für einen guten Zweck gesammelt wird. 2008 ist sie Mitbegründerin der Pfälzer Krimitage. Nach einer kurzen Pause übernahm Angela Eßer 2014 für fünf Jahre das Amt der Chef-Organisatorin der Criminale, jenseits der örtlichen Macher des Festivals zuständig für die Akquise neuer Austragungsorte, und das in Zeiten geringer werdender öffentlicher Mittel, sowie für die Stringenz und Wiedererkennbarkeit des größten deutschsprachigen Krimievents.

Des Weiteren hat Angela Eßer in ihrer Zeit als Sprecherin des Syndikats gemeinsam mit Kollegin Nina George die Initiative „JA zum Urheberrecht“ gegründet, denn die grundsätzliche Situation von AutorInnen, stets in ihren Rechten gefährdet und oft in prekären Lebenssituationen gefangen, rückte immer mehr in ihren Fokus. Und so ist es nur folgerichtig, dass sie jüngst im Zuge der Corona-Epidemie federführend gemeinsam mit Stefanie Gregg sowie vielen anderen KollegInnen im Rücken die Bayerische Landesregierung zu mehr Schutz und Unterstützung von KünstlerInnen, natürlich im Speziellen von SchriftstellerInnen, unter anderem mit einem offenen Brief aufforderte.

Und wenn sie gerade nicht so viel zu tun hat, wie geschehen in den letzten zwei Jahren, verliebt sie sich während des Krimistipendiums „Tatort Töwerland“ so sehr in die Insel Juist, dass sie sofort eine Anthologie zu diesem wunderbaren Nordseeeiland herausgibt.

Angela Eßer steht für die Liebe zum Krimi kombiniert mit dem Willen und der Tatkraft, das Genre selbst sowie dessen „Hinterland“ stärken und vorwärts bringen zu wollen. Sie ist Netzwerkerin im besten Sinn des Wortes, und dafür gebührt ihr unser Dank.


Die Ehren-GLAUSER-Jury des SYNDIKATS 2021: Tatjana KruseSabina Naber und Paul Lascaux.